Stellungnahme BUND – Parkhaus City Nord

Bebauungsplan Nordstraße – 4. Änderung (Parkhaus City-Ost im Stadtteil Bad Neuenahr); Beteiligung der Öffentlichkeit gemäß §3 Abs. 2 Baugesetzbuch (BauGB) Benachrichtigung der anerkannten Naturschutzvereinigungen gemäß §§63 und 64 BNatSchG

Stellungnahme BUND – Parkhaus City Nord – Mit Schreiben vom 21.01.2021 an die Stadtverwaltung Bad Neuenahr-Ahrweiler nimmt der BUND durch Albert Dietz Stellung:

Sehr geehrte Damen und Herren,

namens und im Auftrag des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Landesverband Rheinland-Pfalz e. V. nehmen wir zu der o.a. Maßnahme wie folgt Stellung:


Vorbemerkung

Der BUND begrüßt grundsätzlich den effizienten Umgang mit Flächen zur Nutzung von fließendem
und ruhendem Verkehr. Demzufolge ist der Bau eines mehrstöckigen Parkhauses dem Anlegen weiterer
ebenerdiger Parkflächen grundsätzlich vorzuziehen, sofern dem keine erheblichen Beeinträchtigungen
des städtischen Umfeldes durch den Hochbau entgegen stehen.

Parkflächenbedarf in Bad Neuenahr

Die Begründung zum Bedarf an weiteren Parkflächen in Bad Neuenahr ist nur dann nachzuvollziehen, wenn für eine überregionale Veranstaltung (hier: LAGA 2022) sowie für ohnehin dauerhaft benötigte Parkflächen ein wirksames Verkehrskonzept für eine Reduzierung des innerstädtischen Pkw-Verkehrsaufkommens in Erarbeitung ist bzw. vorliegt. Gerade die LAGA benötigte ein Verkehrs- und Parkraumkonzept, das dem Anspruchs auf Klimaneutralität gerecht wird und eben nicht den individuellen Kfz-Verkehr bevorzugt. So hat die Stadt selbst festgestellt, dass von 17 kg CO2-Belastung je Besucher der Löwenanteil von 51% durch den Verkehr entstehen wird. Ein Gesamtkonzept, das insbesondere Wert auf klimaschonende Verkehrsmittel legt, wäre geeignet, einen Mehrbedarf an Parkraum für Pkw ebenso wie die hohe CO2-Belastung überhaupt nicht erst entstehen zu lassen.


Wahl des Ortes

Sollte es aufgrund des – aus unserer Sicht unzureichenden – Verkehrskonzeptes zur LAGA dennoch unumgänglich sein, weiteren Parkraum vorrangig für Pkw zu schaffen, so halten wir den gewählten Standort für eine vertretbare Lösung.


Wahl des Werkstoffes


Die beträchtliche Klimaschädlichkeit der Betonherstellung ist bekannt, der spätere aufwendige Abbruch von Bauwerken aus Beton ebenso. Daher empfehlen wir dringend eine Bauweise, die diese Nachteile vermeidet. Es wurde nachgewiesen, dass es möglich ist, auch Parkhäuser in Holzbauweise zu
errichten. Die Holzbauweise bietet neben der schnellen Herstellung, des besseren Brandschutzes und der Recyclingmöglichkeit auch ein besseres Klima im Inneren des Parkhauses.

Innenraumaufteilung

Das Konzept des auf Privat-Pkw basierenden Individualverkehrs, das große Abstellflächen erfordert, wird sich auch in Städten wie Bad Neuenahr schon mittelfristig als nicht zukunftsfähig erweisen. Das Parkhaus ist daher so zu gestalten, dass es ohne große Investitionen anderen Verkehrsträgern
(Zweirädern, Dreirädern, Rikschas, Kleinstbussen usw.) zugänglich gemacht werden kann. Ebenfalls vorzusehen ist eine leichte Erweiterbarkeit um eine Ladeinfrastruktur für elektrisch angetriebene Fahrzeuge verschiedener Leistungsklassen. Es sollte ebenfalls möglich sein, einzelne Bereiche / Etagen
zeitweise komplett anderer Nutzung zuführen zu können (z.B. Märkte, Live-Events), ohne dass die Bedarfsträger unter der Nutzung durch den jeweils anderen leiden.

Fassadenbegrünung

Beim Bau sollte eine großzügige Fassadenbegrünung vorgesehen werden. Sie fördert ein günstiges Mikroklima innerhalb der Stadt, wirkt Erwärmung
entgegen, ist optisch ansprechend und bietet Lebensräume für Insekten, Spinnen und Vögel. Im Rahmen der Landesgartenschau übernimmt solch
eine Pflanzmaßnahme auch eine Vorbildfunktion für weitere Kommunen und fungiert somit als Aushängeschild für eine nachhaltige Stadtplanung. Wie eine Begrünung aussehen könnte, sehen Sie hier.

PV-Anlage / Gründach

Das oberste Parkdeck sollte mit einer PV-Anlage ausgestattet werden, die einerseits den parkenden Fahrzeugen Schatten spendet, andererseits umweltfreundliche Energie erzeugt, sofern ein Gründach aus Gründen der Parkraumökonomie ausscheidet. Sollte ein Gründach möglich sein, so ist auch hier der zusätzliche Einsatz einer PV-Anlage vorzusehen – beides ist gemeinsam möglich.

Beleuchtung

Unseres Erachtens nach reicht es nicht aus, blendfreie Beleuchtung mit niedriger Farbtemperatur vorzusehen. Um einerseits den Energiebedarf zu reduzieren und andererseits nachtaktive Kleintiere und Insekten nicht zu irritieren, sollte überall mittels Bewegungsmeldern nur dort Licht eingeschaltet
werden, wo tatsächlich Bedarf besteht – dies schließt auch die Zu- und Abfahrten mit ein. Von jeglicher Art von Leuchtreklamen oder aktiv bedarfsgeschalteter leuchtender Werbung (z.B. annäherungsgesteuerte LED-Panels) sollte abgesehen werden.

Parkraum nach Abschluss der LAGA

Sollte der Parkraumbedarf tatsächlich als Treiber vor allem die LAGA haben, so ergibt sich im Umkehrschluss, dass nach der LAGA mit dem Parkhaus zu viel Parkraum in Bad Neuenahr zur Verfügung steht. Es ist daher dringend angeraten, in die Planung bereits den Rückbau von derzeit bestehenden
ebenerdigen Parkflächen in der Stadt vorzusehen und diese dann in Grünflächen umzuwandeln.

Fazit – Stellungnahme BUND – Parkhaus City Nord.

Sollte der Parkflächenbedarf tatsächlich bestehen, spricht sich der BUND für ein Parkhaus in Holzbauweise in der oben beschriebenen Weise am benannten Ort aus.

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Text und Foto – BUND Kreisgruppe Ahrweiler / Pohlmeyer / Jourda Architectes F-Paris – vielen Dank.

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