Hals über Kopf – oder gut Ding will Weile haben?

Parkhäuser sind öffentliche Schaufenster – vergleichbar mit Marktplätzen und Museumsmeilen. Aber bekommen sie diesen Stellenwert? Meistens sehen sie nicht danach aus. Hals über Kopf – oder gut Ding will Weile haben?

Gerade zur Landesgartenschau 2022 wird die Attraktivität von öffentlichen Plätzen und Flächen mit Hochdruck modernisiert und/oder herausgeputzt. Aber was ist mit unseren Parkflächen? Aktuell ist die Nachfrage meist höher als das Angebot, was zu einem erhöhten Verkehrsaufkommen durch den Parksuchverkehr kommt, der zu Zeitverlust und Frust seitens der Autofahrer führt. 41 verschwendete Stunden verbringt im Schnitt jeder Deutsche mit Parkplatzsuche. Dies ist aber nicht nur im Stadtteil Bad Neuenahr zu beobachten.

Hoffentlich über ein modernes Parkleit-System gelangen die Besucher der Stadt in das Foyer von Bad Neuenahr-Ahrweiler. Es ist wie beim „check in“ an der Hotelrezeption – der erste Eindruck bleibt. Löst das neue Citi-Parkhaus positive Empfindungen aus?

Es bleiben Fragen, die seitens der Verwaltung sicherlich in Kürze beantwortet werden.

Bisher betreibt die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler die öffentlichen Parkplätze dieser Stadt. Parkhäuser werden von APCOA – Ahrweiler – Marktgarage und BestPlaces – Bad Neuenahr -Landgrafenstrasse betrieben. Wer wird Betreiber der neuen 505 Stellplätze? Die Ahrtal-Werke GmbH sollten gemäß der ursprünglichen Planung die neu zu bauenden Flächen am Krankenhaus Maria-Hilf betreiben. Ob dies auch für diese Fläche gilt, ist noch offen.

Für Städte haben Stellflächen zur Folge, dass das Thema Parkraumbewirtschaftung an Bedeutung gewinnt. Gelingt es diese wirtschaftlich zu betreiben, können zusätzliche Einnahmen generiert werden. Ob sich das eigene Management wirtschaftlich lohnt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Eine Analyse der Wirtschaftlichkeit, bestehend aus der Gegenüberstellung von Ausgaben und Investitionen einerseits und der Einnahmen durch die Nutzer andererseits wird erste Eindrücke vermitteln.

 Längst ist die Bewirtschaftung eines Parkhauses mehr als das Aufstellen von Automaten, Ticketing und die Suche nach Kleingeld. „Smart Parking“ ist nicht nur die moderne Bezeichnung der Digitalisierung in Parkhäusern.

„Smart Parking“ greift tiefer. Pendler, Mitarbeiter, Besucher von Veranstaltungen buchen ihre Parkplätze per App im Voraus. Über ein Terminal mit Kennzeichenerkennung bekommen die Besucher rasch und unkompliziert nicht nur Zufahrt ins Parkhaus, sondern werden auch an den reservierten Platz geleitet.

Ladeinfrastruktur für Elektroautos und E-Bikes zeigen den Wechsel im Verkehr zur Mobilitätswende, aber nur dann, wenn mindestens 1/3 der Parkplätze mit Ladestationen für Elektroautos ausgestattet ist. Eine Option, die nicht nur für die Einnahmenseite der Ahrtal-Werke interessant scheint, sondern auch über die Preisgestaltung der Parkgebühren, die zur Verbesserung der Luftqualität in unserem Talkessel beiträgt. Klar ist, dass die Dachflächen des Parkhauses selbst bei einem zielstrebigen Ausbau nicht ausreichend sein werden. In Berlin laufen aktuell Projekte für eine bauwerkintegrierte Photovoltaik, um möglichst effektiv die Fassade zu nutzen.

Die Mobilitätswende hat nicht das Ziel die Mobilität einzuschränken. Es gilt attraktive und flexible Alternativen zum eigenen PKW zu schaffen. Wenn in der Mobilitätswende das Zusammenspiel mehrerer Mobilitätsformen funktioniert, also öffentliche Verkehrsmittel und Sharing-Dienste ineinandergreifen, wird sich die Frage des „Besitzes“ eines eigenen Autos stellen. Sharing-Systeme für Auto, Bike und Scooter würden das Angebot und die Wirtschaftlichkeit des Parkhauses erhöhen.

Parkhaus als Logistik-Standort. APCOA hat vielerorts die Erfahrung machen können. Am Tag, zu gewissen Stoßzeiten sind die Flächen belegt und nachts sind sie ziemlich leer. Gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut arbeitet man in mehreren Parkhäusern an der Idee, in den wenig frequentierten Tages- und Nachtzeiten Parkhausflächen als Mini-Hub, als Drehkreuze für Waren zu nutzen und liefert diese an per Lastenrad aus. Es scheint so simple und einfach, dass nicht nur Umweltpolitiker Freude an dem Gedanken finden, kleine umweltfreundliche Fahrzeuge auf die sogenannte “letzte Meile” zu schicken. Die dadurch gewonnene Entlastung für die Fußgängerzonen ist nicht unerheblich.

Fahrrad-Parken – zentral, sicher und preiswert. Karlsruhe hat es vorgemacht. 2020 gewannen sie den „Deutschen Fahrradpreis“ in der Kategorie Infrastruktur. 24/7 – sauber, sicher und trocken. Ein Service, den man sonst nirgendwo in der Stadt zur Abstellung seines hochwertigen Bike’s findet.

Hals über Kopf – oder gut Ding will Weile haben? Ja, das neue Citi-Parkhaus bietet die Chance eine ganzheitlichen Smart-Parking-Lösung, wenn die Entscheidung nicht Hals über Kopf getroffen wird.

Tolles Wetter, viele Gäste und Gastfreundschaft – ein Kommentar

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Foto: Pixabay – vielen Dank für die Bereitstellung